Aquakultur. Aber Vorsicht: es gibt Gute und Schlechte

Wenn in der Presse von Aquakultur die Rede ist, oft im Zusammenhang mit deren negativen Folgen für die Umwelt, so ist stets die marine Aquakultur mit Netzgehegen im Meer gemeint. Diese Art der Fischzucht ist in der Tat ökologisch höchst fragwürdig und gehört eigentlich sofort verboten.

Am weitesten verbreitet ist die marine Aquakultur, also Netzgehege, die im Meer verankert sind. Die größten dieser Anlagen sind in Norwegen und in Chile zu finden und versorgen uns mit billigem Lachs.

Der Nachteil dieser Netzkäfige besteht vor allem darin, dass man auf die Wasserqualität keinen Einfluss hat. Von Natur aus ist das Meer natürlich sauber. Wenn man jedoch tausende Fische auf wenigen Quadratmetern hält, ohne deren Exkremente zu entsorgen, so ist es unvermeidbar, dass das Ökosystem des betroffenen Meeres sich in eine Kloake verwandelt.

Zusätzlich kommt es dadurch unweigerlich zu Krankheiten bei den Tieren. Um dies zu vermeiden, werden –ebenso wie in der Massentierhaltung von Hühnern und Schweinen tonnenweise Antibiotika über den Netzkäfigen ins Meer gekippt. Es ist bekannt, dass der vermehrte Einsatz von Antibiotika dazu führt, dass die Bakterienstämme, die bekämpft werden sollen, nach und nach resistent dagegen werden. Wenn dies irgendwann mal auf alle Antibiotika zutrifft, ist der Mensch den Bakterien schutzlos ausgeliefert. Deshalb fordern Ärzte seit Jahren das völlige Verbot von Antibiotika in der Tiermast.

Nachdem Umweltaktivisten zunehmend diese ökologisch fragwürdige Art der Tierhaltung kritisieren, weichen die Betreiber der Netzkäfige in immer entlegenere Regionen aus, zum Beispiel nach Chile oder Australien. In Europa und in Kanada stößt diese Art der Aquakultur bereits auf starken Widerstand der betroffenen Küstenbewohner.

Doch leider wird auch das Mittelmeer durch marine Anlagen in Griechenland, Italien und Spanien immer mehr verseucht. Mit finanzieller Unterstützung der EU wird so die Verschmutzung der Meere noch gefördert.


Indoor – Aquakultur in Kreislaufanlagen kann die Nahrungsprobleme dieser Welt lösen

Doch es gibt durchaus eine Möglichkeit, die weltweiten Fischbestände zu retten und das Ökosystem Meer von Verschmutzung durch Netzkäfige rein zu halten. Im Gegensatz zur marinen Aquakultur im Meer ist die Aufzucht von Fischen in sauberen Wasserbecken mit frischem Wasser an Land eine ökologische Revolution. Diese Kreislaufanlagen verfügen über eine aufwendige Reinigungstechnik, mit der das Wasser stets sauber und frisch gehalten werden kann, ähnlich wie in einem Aquarium im Wohnzimmer. Durch den Einsatz von Bioreaktoren werden auch die letzten schädlichen Keime aus dem Wasser entfernt. Gleichzeitig gewährleistet diese Technik, dass es nicht zum Einsatz von Medikamenten oder Chemikalien kommen kann, denn dies würden die Mikroorganismen in den Biofiltern nicht überleben.

Durch diese Verfahren wird gewährleistet, dass die Tiere artgerecht gehalten werden. DerFischwirt kann bequem von oben in die Becken sehen, er kann die Futtermenge exakt bemessen und er sieht, wenn es einem Tier schlecht geht und es aussortiert werden muss. Die Qualität dieser Fische hat Bioniveau.

Der größte Vorteil dieser Technik ist jedoch die universelle Einsetzbarkeit. In Zukunft wird es nicht mehr notwendig sein, Fische im Meer zu fangen und über tausende Kilometer zum Verbraucher zu transportieren, wo sie erst nach Tagen oder Wochen ankommen. In der Nähe jeder größeren Stadt könnte –fast völlig isoliert von der Umwelt- eine Kreislaufanlage stehen, um die Bevölkerung mit frischen, biologisch und ökologisch einwandfreien Fischen versorgen zu können.

Natürlich ist dieses Verfahren noch mit einem vergleichsweise höheren finanziellen Aufwand verbunden. Deshalb sind diese Anlagen auch nur rentabel zu betreiben, wenn Sie entsprechend groß sind und in ihnen teure Edelfische wie Zander, Buntbarsch oder Garnelen aufgezogen werden.


Warum gerade Zander?

Zander ist ein äußerst beliebter Speisefisch mit ansprechendem Aussehen und hervorragendem Geschmack. Das feste weiße Fleisch garantiert, richtig verarbeitet, nahezu grätenfreie Filets. Der Zander hat einen Fettanteil von 0,7% (Lachs, Aal und Thunfisch haben einen Fettanteil von 15% bis 30%), damit zählt er zu den besonders gesunden und leicht verdaulichen Speisefischen.

Ein Schwein frisst –je nach Rechenmethode und politischer Ausrichtung des Rechners- bis zur Schlachtreife das Vier- bis Achtfache seines Körpergewichts, ein Rind sogar das Achtbis Sechzehnfache. Ein Zander dagegen frisst nur das 0,8 bis 0,9-Fache seines Gewichts. Er frisst also weniger, als er nachher wiegt. Auch kann er weitgehend vegetarisch ernährt werden. Das trotzdem notwendige Protein wird dem Futter aus Schlachtabfällen anderer Fische beigemischt.

Die notwendige Technik der Kreislaufanlagen erfordert naturgemäß hohe Investitionen. Aufgrund höherer Gestehungskosten pro Kilogramm Fisch lohnt sich nur die Aufzucht von Fischen, die einen hohen Marktwert haben und beim Verkauf entsprechende Preise erzielen. Dazu gehören zum Beispiel der Stör bzw. dessen Kaviar, Flußbarsch, Äsche und eben Zander. Der Zander als Süßwasserfisch lässt sich auch nicht in Netzgehegen im Meer züchten.

Die Nachfrage nach Zandern steigt in Deutschland, sowohl als Speisefisch als auch als Satzfisch für Angelvereine. Der Bedarf kann jedoch durch Fänge aus Seen und Flüssen seit langem nicht mehr gedeckt werden.

Während die Nachfrage immer weiter steigt, stagnieren die Fangmengen. In Mecklenburg-Vorpommern fingen die Küstenfischer 2010 rund 184,7t Zander, die Binnenfischer sogar nur 33,8t. Diese Fangmenge von durchschnittlich 218t pro Jahr sei „letztendlich nicht steigerbar“ bedauert Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus. Für ganz Westeuropa gibt die Welternährungsorganisation FAO eine Fangmenge von nur 456 Tonnen Zander an. Auch in den Hauptlieferländern Russland, Estland und Finnland sinken die Zandererträge. In der Folge hat sich der Verbrauch in Deutschland seit 2005 von einst 17.000t auf nunmehr 8.000t halbiert. Wenn man nur diese Differenz wieder ausgleichen wollte, müsste man 18 Anlagen unserer Größe bauen.

Eine Zucht von Zandern ist bisher nur vereinzelt in extensiven Karpfenteichanlagen durchgeführt worden. Erst seit wenigen Jahren gibt es erste Versuche, den Zander auch in Kreislaufanlagen zu züchten. So läuft zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern ein von der Landesregierung und der EU finanziertes Projekt, das bereits vielversprechende Erfolge aufzuweisen hat.